Oliver Lange – mit Natur per Du
Per Rad durch Indien - oder wenn Frank Zappa, Marzipan und Weltmusik im Kopf Netzwerke bilden
Seine Welten sind weit: Hauptsache sie sind draußen, dort wo der Wind den Kopf durchpustet, denn da ist viel drin. Die Rede ist von Oliver Lange aus Oldenburg, der von Anfang an ein Verfechter der Idee des Naturpark Dümmer ist, Naturführer auszubilden. Der Diplom Landschaftspfleger bietet am Dümmer und in der Dümmerniederung für den Verein Naturpark Dümmer Führungen an. Gern auf Zuruf am Bedarf orientiert und immer präpariert und engagiert. Er ist eine vielschichtige Persönlichkeit: 2013 machte der studierte Landschaftspfleger, der ab 1994 bis heute bei der Bezirksregierung Weser-Ems beziehungsweise beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) bis heute arbeitet, die Zusatzausbildung als zertifizierter Naturführer. „Mir gefiel die Idee von Detlef Tänzer, von Anfang an Naturführer mit unterschiedlichen Schwerpunkten auszubilden“, findet Lange. Die Ausbildung absolvierte er in Schneverdingen bei der Alfred Töpfer Akademie für Naturschutz (NNA), seitdem bietet er mit den Schwerpunkten Fauna und Flora der Hoch- und Niedermoore, Dümmer See, Wat- und Wiesenvögel, Kranich, Wildgänse, Wanderungen und Fahrradtouren an und erläutert „en passant“ die sogenannte Dümmersanierung. „Als ich 2013 damit startete, wurde ich direkt zum Grünkohlkönig bei der Dammer Eiswette gekürt“, erinnert er sich immer wieder gerne.
Am liebsten ist er mit dem Fahrrad unterwegs, es darf auch mal das Motorrad sein, aber nur in wärmere Gefilde, gibt der passionierte Outdoor-Mann zu. Sein Fahrrad kennt aber nicht nur die Dümmerniederung. Anfang der 1990er Jahre machte er eine sechsmonatige Reise nach Indien und Pakistan teils mit dem Rad. Das war nicht seine erste Reise auf dem Bike. Anfang der 1980er Jahre und am Ende der Dekade bereiste er Indien, Nepal, Pakistan, Thailand, Malaysia und Singapur zum Teil auf dem Sattel. Dann ging es erstmal planerisch, also im Büro, weiter. Als Landschaftsplaner arbeitete er in einem Planungsbüro in Detmold und baute damit auf sein Studium der Landespflege in Baden-Württemberg auf.
Wie Land und Boden ticken, das lernte er als Landschaftsgärtner von der Pike auf. „Den Beruf erlernte ich in Hagen in Westfalen, arbeitete später in Herdecke als Gärtner“, beschreibt er seine Vita mit dem roten Faden Natur.
Mit einem Wohnort „gibt“ sich Lange „nicht zufrieden“: „Ich lebe teils in Oldenburg, teils in Rieste am Alfsee.“ Das macht Sinn, denn seine Arbeitsstätten sind sowohl am Dümmer als auch in Oldenburg.
Am Dümmer und in der Dümmerniederung bietet er sehr gerne naturkundliche Führungen an. „Wir hatten viele Anfragen in der Naturschutzstation in Hüde zu Führungen, konnten die Anfangs aber gar nicht alle befrieden“, erinnert er sich. Denn die Mitarbeiter hatten schon mit dem Fachpublikum alle Hände voll zu tun. „Mit den Naturführern und ihren unterschiedlichen Schwerpunkten Wald, Moor, Wiese und Schwammland konnte die Nachfrage aufgefangen werden“, so Lange.
Sein Angebot richtet sich in erster Linie an naturinteressierte Erwachsene. Er führt sie zu den in der Niederung typischen Vogel- und Pflanzenarten. Nebenbei stellt er auch die Vernässungsmaßnahmen im Ochsenmoor südlich des Dümmers vor und erläutert, wie und warum sich das Land Niedersachsen so stark am Dümmer engagiert. „Ich bin seit 1994 hauptberuflich als Landespfleger in der Naturschutzstation Dümmer des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz tätig.“ Ergo, der Mann weiß Bescheid. Zuhause macht er seinen Beruf zum Hobby: Er bewirtschaftet ganz nebenbei seine Gärten, Obstwiese und hält Hühner. Er liebt es, zu werkeln und es kann passieren, dass dabei Frank Zappa aus dem Brüllwürfel schallt. Denn der 62-Jährige liebt Blues, Jazz, Rock, Weltmusik und Zappa. Noch nicht lange her besuchte er das jährlich stattfindende weltweit größte Festival der Musik von Zappa: Die Zappanale in Bad Doberan.
Wenn es dann noch Marzipan und Kuchen gibt, ist er zufrieden. Der groß gewachsene schlanke Mann fotografiert brillant und manchmal, wenn er noch Zeit hat, mündet so ein Foto im selbstgezeichneten Cartoon oder einer Grafik.
Vielleicht liegt sein Faible für warme Gegenden wie Asien an seinem Geburtsmonat, dem Mai, den Wonnemonat, vielleicht liegt es aber auch an seiner Einstellung, dass Zufriedenheit zählt im Leben. Die lernte er jedenfalls in der Ruhe des Wattenmeers kennen als er 1994 in der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer in Wilhelmshaven arbeitete. „Das Wattenmeer ist nur aus der Perspektive des Touristen ruhig. In der Nationalparkverwaltung geht es bisweilen ziemlich ruppig zu, da man ständig damit beschäftigt ist, konkurrierende und damit störende Ansprüche zu kanalisieren wie jüngst das neue LNG-Terminal in Wilhelmshaven mit seinen Folgen für das Weltnaturerbe“, gibt er kritisch zu bedenken.
Wer mit Oliver Lange eine Naturführung macht, kann ihn dies und mehr fragen, ein Lächeln hat er immer in den Augen, ist fachkundig hoch zehn und kämpft für die Natur. Beste Voraussetzungen für Job und Nebenjob. Er sagt von sich dezent: „Ich mache meinen Job, manche Dinge vielleicht ganz gut, andere aber weniger gut.“
Alle folgenden Bilder von Oliver Lange:
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Das vernässte Ochsenmoor und die Huntemündung aus der Vogelperspektive -
Die Blüte der Sumpfdotterblumen prägt den April im Ochsenmoor -
Teichrosen in der Hunte am Schäferhof -
Scharbockskraut im zeitigen Frühjahr am Rand des Erlenbruchwaldes -
Einige Kopfweiden am Rande der Niederung -
Die Uferschnepfe, Charaktervogel der Niederung im Frühling -
Der Große Brachvogel, größter Vertreter der Wiesenvögel am Dümmer -
Blässgänse rasten zu Tausenden im Winter am Dümmer -
Sumpfdotterblumen säumen die Gräben -
Die Kuckuckslichtnelke blüht im späten Frühling in der Niederung -
Der Winter am Dümmer bietet ganz spezielle Reize -
Richtiger Winter, selten gewordenes Erlebnis am Dümmer